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Artikel - Goldschmiede Zeitung 1-85

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Mahner gegen die Verarmung der Fantasie

"Das Licht schien in die Finsternis", so lautet die Inschrift, die Fritz Kemter (1910 -1974) am Fuß eines 1938 entstandenen
Evangelistenkelches herausgetrieben und ziseliert hat. Ein Satz, der uns heute wie die Vorahnung des drohenden Unheils, das kurze Zeit später mit dem zweiten Weltkrieg hereinbrach, erscheint. Ein Satz aber auch der Zuversicht, wie sie nur ein Mann haben kann, der mit unerschütterlichem Glauben seinen Weg als Mensch und Künstler gegangen ist. Egal wie schwer und drückend die Zeiten waren.
1910 in Chemnitz in Sachsen geboren, begann Fritz Kemter nach Volks- und Realschule mit 14 Jahren in Nürnberg seine Lehre bei Professor Pöhlmann in der Kunstgewerbeschule. Nach Abschluss seiner Ausbildung im Sommer 1927 durfte der begabte Meisterschüler auf Beschluss des Direktoriums trotz seiner Jugend an der Schule bleiben. Ein Jahr später legte Kemter als bester von Mittelfranken seine Gesellenprüfung im Goldschmiede-Handwerk ab. Mit Hilfe von Stipendien und erfolgreichen Wettbewerben finanzierte er sich sein weiteres Studium selbst. Studienreisen führten ihn nach München und Stuttgart. Auf ausgedehnten Wanderungen entlang der Donau schärfte der junge Künstler sein Auge für die Beobachtung der Natur, die in seinem Werk eine bedeutsame Rolle spielt.
1930 wird Kemter Meisterschüler der Bildhauerklasse und macht im gleichen Jahr noch die Aufnahmeprüfung an der

Akademie der bildenden Künste in Berlin bei den Professoren Ränisch und Hilbert. Im Sommer 1933 führt ihn eine dreimonatige Studienreisenach Paris. Die Semesterferien sind ausgefüllt mit der Anfertigung von Tierzeichnungen und Tierplastiken, die größtenteils im Nürnberger Zoo entstehen, und Landschaftsaquarellen.
Mit dem Jahr 1933 begann für den jungen Goldschmied eine bittere Zeit. Um einem drohenden Verbot der Eheschließung zuvorzukommen, heiratete er im Mai und zog sich letztlich Ende 1934 nach Freiburg im Breisgau zurück. Dort eröffnete er eine Werkstatt als Gold- und Silberschmied.
1938 wurde ihm jegliche künstlerische Tätigkeit verboten. So seiner Existenzgrundlage beraubt, begannen schwere quälende Jahre, geprägt von regelmäßigen Besuchen der Gestapo und finanziellen Nöten. Dennoch gelang es Kemter 1939 noch die Meisterprüfung zu machen.
In den Jahren 1949 bis 1950 arbeitete der Freiburger Künstler im Verbund mit verschiedenen in- und ausländischen Kollegen in einer größeren Werkstatteinheit, die vom französischen General König zur Förderung und Pflege europäischer Kunst und Kultur eingerichtet worden war. Kemter leitete das Atelier für Emailarbeiten. In dieser Zeit entstanden die verschiedenartigsten Emailplatten für kostbare Lederbucheinbände. So auch die Email- und Metallarbeiten für das goldene Buch, das der General der Universität Mainz stiftete.

Zu den Techniken, die im Werk Fritz Kemters einen besonderen Stellenwert haben, zählen das Treiben und Ziselieren
beim Schmuck und bei sakralen Kultgegenständen aus Silber sowie das Emaillieren in den verschiedensten Techniken. Kemters starkes Formempfinden brach sich auch in der Bildhauerei immer wieder Bahn.
Um den Lebensunterhalt seiner siebenköpfigen Familie in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Krieg zu sichern, nutzte Kemter seine vielseitigen Fähigkeiten auch im Bereich der Kunst am Bau. Beleuchtungskörper, Türschwingen, Wandplastiken etc. hat er gestaltet. Daneben greift er auch immer wieder zu Pinsel, Kohle, Kreide oder Zeichenstift.
Kemters tiefes christliches Empfinden zeigte sich schon bei seinen allerersten Arbeiten in der Motivwahl seiner Skizzen und Bilder. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Christentum zog sich durch sein gesamtes Schaffen bis zu seinem Tod.
"Ich erlebe besonders auf dem Gebiet der künstlerischen Metallbearbeitung eine erschreckende Verarmung der Phantasie. Die Innigkeit der Gestaltung, die bei den alten Meistern in den Museen noch heute spürbar wird, ist auch ein dringendes Erfordernis für unsere Zeit, wenn wir nicht materialistischer Verflachung verfallen wollen", lautet seine Forderung, der er sich als Künstler und Mensch verpflichtet fühlte.

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